Harpers Bizarre: Witchi Tai To (aus `Harper Bizarre 4´1969)
Für die Eltern von noch nicht schulpflichtigen Kindern ist die Spanne vor und nach den Sommerferien bevorzugte Reisezeit. Zwei Hauptargumente machen dafür die Runde: Nicht so teuer, nicht so voll. Wenn man zudem getrennt vom Erzeugungspartner durch sein Leben wandelt, kann es sogar passieren, dass man plötzlich vor einer Reise steht, die einer Klassenreise nicht unähnlich ist. Oder anders: In drei Tagen fahre ich ohne Tochter dafür mit Freunden und Bekannten für zwei Wochen in den Urlaub.
Meine Tochter findet das nur so halbgut. Nicht, dass sie mich vermissen würde, nein, sie will einfach nur mitkommen und ja nichts verpassen. Kommen wir in Gesprächen auf die anstehende Reise, schaut sie mich an, als ob ich ihr gerade alle Barbies verbrannt, alle Haare abgeschnitten und ihren Lieblingspullover verfärbt habe. Dieses „Warum fährst Du ohne mich?“ bricht mir das Herz, bestätigt mich jedoch auch in meiner Entscheidung. Zwei Wochen keine Fragen, keine Diskussionen über Kleidung und Essen, zwei Wochen keine lustigen Kindermärchen-Cds, gelesen von Elmar Gunsch. Schimpft mich doch Rabenvater, mir doch egal. Bekommt ihr doch erstmal Kinder!
Die Reise geht nach Griechenland. Zwei Wochen. Die zweite Woche werde ich wahrscheinlich bräsig am Strand rumlungern und nichts tun, nachdem ich nämlich die ersten Tage auf einem (Tah-Da!!!) Segelboot verbracht habe. „Segeln durch die Kykladen – Finden sie ihre innere Mitte“. So, oder so ähnlich wurde die Bootstour angepriesen. Nette Menschen aus meinem sozialen Speckgürtel waren sofort Feuer und Flamme, ich eigentlich nicht, ließ mir aber in einer schwachen Minute ein „Naja, Ja!“ entlocken. Warum Skepsis? Darum:
- Viele Menschen auf wenig Quadratmetern; das mag ich nicht.
- Allgemein lässt nach drei Stunden meine soziale Kompetenz zu wünschen übrig.
- Wochenpläne (wer muss heute was machen) sind nicht mein Steckenpferd.
- Laut meinem Freund Patrick sind wir so eine "Scream 3" Truppe.
- Ich will bei der musikalischen Bordbeschallung keine Kompromisse machen müssen.
Jetzt durchforste ich also schon seit Tagen meine Cds und Festplatten, um einen mitseglerkompatiblen Soundtrack zusammen zu stellen. Eine harte Aufgabe bei Menschen, denen die Formulierung „Och, ich höre eigentlich alles“ leicht von den Lippen geht. Wird es zu „Indie“, kommen die üblichen Radaubeschwerden, bei „Bossa Nova“ kann ich die Mädchenmusikvorwürfe jetzt schon hören. Zu viele Hits sind selbst bei Gelegenheitshörern unter „och nö“ abgeheftet, zu wenig Hits fördern die Orientierungslosigkeit und das könnte ja auf offenem Meer extrem nach hinten losgehen.
Würde es tausende Songs, wie das der Jungs von Harpers Bizarre geben, wäre das Musikproblem wahrscheinlich gelöst. Das Lied macht von ersten Sekunde an alles richtig. Ein sanfter Bass vermittelt eine gewisse Solidität, Fahrradklingeln im Hintergrund machen uns klar, dass das hier nicht „I´m on fire“ von Springsteen ist, und als recht schnell der sympathisch monotone Gesang einsetzt möchte man die Hände gen Himmel strecken und „Danke!“ rufen. Wie auf einem Surfboard liegend, fühlt man sich. Der Horizont fern, die Wellen plätschern gemäßigt und das Wasser ist erfrischend, nicht kalt.
Das schönste an diesem Song ist, neben der wunderschönen, sich im Kreis bewegenden Melodie, der Text. „Witschi ta ta, inmuraun, war a nickel, war a nickel , hey man hey man, wowa.“ Man versteht kein Wort und denkt sich nach Hawaii. Welch Balsam für den Kopf und für die Seele.
Jetzt muss ich meine Mitsegler nur noch davon überzeugen, dass dieses Lied zwei bis drei Mal am Tag an Bord laufen muss. Dann kann meinetwegen auch der Abwasch kommen.
2 Comments:
vielen dank
mensch mäxle hast aber lange nix hier rein geschrieben...schade!
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